Einst Brauerei und Ausflugsziel

Am Tag des offenen Denkmals, am 13.9.2015 ist der Untere Hardthof für Besucherinnen und Besuche von 12.00 Uhr bis 16.00 Uhr geöffnet. Führungen über das Gelände des Hardthofs finden um 13.00 Uhr und 14.30 Uhr statt.

 In der Galerie des Unteren Hardthofs wird eine Ausstellung historischer Relikte und Dokumente des Hardthofs gezeigt. Die Eiskeller sind geöffnet und wir erzählen Ihnen etwas über das Bierbrauen um die Jahrhundertwende. In und vor der Galerie gibt es Kaffee und Kuchen, wie schon damals serviert.

 

Vor 150 Jahren ein großer Gutshof mit Brauerei, seit 1920 im Besitz der Stadt für 50 Jahre dem Verfall preisgegeben, präsentiert sich der Untere Hardthof heute als ein denkmalgeschütztes, attraktives, hochwertiges Wohnquartier am Rande der Stadt Gießen.

Die Baugeschichte des Unteren Hardthofs ist in den Archiven der Stadt Gießen seit 1859 dokumentiert. Die Brauerei bestand damals schon. 1868 übernahm Friedrich Textor Landwirtschaft und Brauerei von den Gebrüdern Heyer. Er erweiterte die Anlage erheblich und baute sich 1883 als Wohnsitz eine repräsentative spätklassizistische Villa, sowie oberhalb der Brauerei ein Ausflugslokal mit Biergarten: Textors Terrasse. Nach seinem Tod 1892 erwarb Georg Bichler die Anlage. Seine umfangreichen Ausbauten und Erweiterungen bis 1905 gaben dem Unteren Hardthof sein heutiges Erscheinungsbild. Das turmartige Brauhaus und die Aufbauten auf den drei riesigen, jeweils ca. 1200 m³ fassenden Eiskellern haben eine zweifarbige, stark gegliederte Fassade aus Gail´schen Klinkern, die von der burgartigen Formensprache der Industriebauten des Historismus geprägt ist.

Auch das Ausflugslokal wurde vergrößert. Dazu entstand ein Sportfeld mit Radrennbahn und der Untere Hardthof wurde ein beliebter Vergnügungspark für die Bevölkerung Gießens.

Die Finanzkrise nach dem 1. Weltkrieg überstand die Brauerei jedoch nicht. Das Anwesen ging in den Besitz der Stadt über und wurde der Universität als Versuchsgut überlassen.

Als man Mitte der 1970er Jahre im Zuge des Baus eines Autobahnrings um Gießen den Abriss des Hardthofs erwog, waren die Gebäude in einem desolaten Zustand. Eine Gruppe von sieben Kulturschaffenden gründete damals die Interessengemeinschaft, später Verein Unterer Hardthof, und verhandelte mit der Stadt die Überlassung der Gebäude, um sie zu Wohn- und Arbeitszwecken auszubauen und aus dem Hardthof ein kulturelles Zentrum für Gießen zu machen. Der Untere Hardthof wurde 1977 als Gesamtanlage unter Denkmalschutz gestellt, was aber leider nicht verhindern konnte, dass der gesamte südliche Abschluss des Hofes einschließlich der Villa dem Straßenbau weichen musste. Bis zum Beginn der 90er Jahre wurden nach und nach Teile des Unteren Hardthofs in Erbpachtverträgen unter Beteiligung des Vereins Unterer Hardthof an Interessenten zum Ausbau vergeben.

Die Besitzübergänge danach vollzogen sich dann aber nach den Regeln des freien Immobilienmarktes. Aus Ateliers und Theaterräumen wurde Wohnraum.

Dennoch hat sich ein Rest des Ursprungskonzepts erhalten können. Der Verein Unterer Hardthof ist Eigner eines Galerieraums, dem ehemaligen Kesselhaus, in dem bis heute in unregelmäßigen Abständen Ausstellungen und Konzerte stattfinden. Alle 2 Jahre veranstaltet der Verein unter dem Motto: Hardthof/ARThof ein Kunst- und Kulturfest mit Kunst-, Musik- und Performancedarbietungen, bei dem auch die weitläufigen Eiskeller bespielt werden.


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