GIESSEN – Auch die diesjährige Ausstellung der Klasse 12 der Willy-Brandt-Fachoberschule Gestaltung ist geprägt von aktuellen Bezügen des Unterrichts. Unter dem Thema „Genug!?“ zeigen die jungen Leute in Galerie und Brauereikeller des Unteren Hardthofs vielfältige und sehr attraktive, vor allem jedoch ausgeschlafene Arbeiten. Freitag Abend um 19 Uhr war Eröffnung.
Landrätin Anita Schneider begrüßte die Gäste, zur musikalischen Untermalung spielte die Band „Tullamore Dudes“. Auch dieses Mal erscheint ein Katalog.
In einem fächerübergreifenden Projekt in den Fächern Politik, Kunstgeschichte und Gestaltung beschäftigten sich die jungen Künstler mit dem von ihnen selbst gewählten Thema „Genug!?“. Den Einstieg vermittelte eine dreitägige Studienfahrt zur Euthanasiegedenkstätte in Hadamar im September 2013. Die Schüler erfuhren dort in Führungen und Gesprächen mit einer Zeitzeugin von der grausamen Ermordung von etwa 15 000 Menschen, welche eine Behinderung hatten, psychisch krank waren oder als sozial unangepasst galten. Diese Erfahrungen bewegten Schüler und Lehrer intensiv. Zugleich steigerte diese Erfahrung die Motivation der Schüler, künstlerische Arbeiten zu entwickeln, die weniger die eigene Befindlichkeit in den Fokus rücken als vielmehr den Blick auf allgemein gesellschaftliche relevante Themen richten und kritisch Position beziehen.
So beschäftigten sie sich zunächst im Rahmen des Politikunterrichts bei Politiklehrerin Simone Löffler mit Problemstellungen wie Kinderhandel, Menschenrechte, Klimawandel, Kinderarbeit und Tierexperimenten.
Im Fach Kunstgeschichte ging es um künstlerische Positionen, die sich auch im weiteren Sinn auf das Projektthema beziehen. So wurden neben Werken wie der Kreuzigungsszene des Isenheimer Altars oder Kriegsdarstellungen Otto Pankoks auch aktuelle Arbeiten wie etwa Aktionen von Santiago Sierra oder Marina Abramovic thematisiert.
Daneben ging es wieder um die Organisation. Das hieß unter anderem, Entwürfe für die Einladungskarte sowie das Plakat zur Ausstellung zu entwickeln. Unterstützung gab es dabei durch EDV-Lehrer Andreas Arcularius und Projektleiter Wennemar Rustige. Ausgewählt und umgesetzt wurde der Einladungskarten- und Plakatvorschlag von Nina Spielvogel. Hinsichtlich der Art der Umsetzung ihrer Ideen hatten die Teilnehmer völlige Freiheit.
Julia Schmidt etwa zeigt eine große Bodeninstallation, in der auf einer Militärplane 1000 gefaltete Papierkraniche liegen. Auf einigen von ihnen sind Kriegsorte und -jahre aufgedruckt. Maria Vysokinskaia präsentiert eine zeichnerische Arbeit, in der drei Affen mit moderner Kommunikationstechnik umgehen: Tablet, Smartphone und Laptop. Sie hinterfragt mit ihrer Arbeit auf ironische Weise die neuen Formen der Kommunikation.
Die gezeigten Arbeiten besitzen insgesamt tatsächlich eine inhaltliche, ästhetische und formale Qualität, die man nur als beachtlich bezeichnen kann. Dem Besucher präsentiert sich zudem eine Schau, die häufig einen überraschend klaren Bezug der Schüler zum richtigen Leben und seinen Problemen zeigt.
Geöffnet 17. und 18. Mai jeweils 11 bis 18 Uhr. An beiden Tagen bieten die Schüler um 16 Uhr eine Führung durch die Ausstellung an. Vom 19. bis 23. Mai Ausstellungsbesuch nur nach Vereinbarung möglich; Kontakt: Herr Rustige, Telefon 0175/4022 750.
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